Das Stück «Mitläufer in Zeiten des Holocausts» erzählt die Geschichte von Jugendlichen, die im aufgeheizten politischen Klima der Zeit zwischen den Weltkriegen heranwachsen und den immer mehr um sich greifenden Antisemitismus in ihrem Umfeld tagtäglich hautnah miterleben. Jüdische Nachbarn und Mitschüler werden zunehmend diskriminiert, bedroht und schliesslich ab 1941 deportiert. Es sind Gerüchte darüber im Umlauf, wohin die mit jüdischen Männern, Frauen und Kindern beladenen Güterzüge fahren und was dort mit ihnen passiert. Aber wer weiss schon, was an Gerüchten stimmt und was nicht?
Jahre nach dem Krieg verlangen die eigenen Kinder, dass sich ihre Eltern zu den Ereignissen des Holocausts und ihrer eigenen Rolle darin äussern. Warum haben sie geschehen lassen, was geschehen ist? Hätten sie nicht etwas tun können, tun müssen? Warum haben sie zu allem einfach nur geschwiegen?
Parallel zu den Spielszenen auf der Bühne werden historische Ereignisse und Zeitumstände anhand von dokumentarischem Material erläutert. Im Wechsel von szenischen Darstellungen, Hintergrundinformationen und Diskussionsphasen vertiefen sich die Theaterleute gemeinsam mit dem Publikum in ein Stück Geschichte, in welchem sich immer wieder auch die Gegenwart entdecken lässt: Es geht um Opportunismus und Konformitätsdruck, um die Wirkung von Propaganda, um die Formbarkeit und Relativität von Moral, um die Tendenz, der Mehrheit unabhängig von der eigenen Einschätzung recht zu geben, um Verantwortungsdiffusion, Ohnmachtsgefühle und Angst. Aber auch um Zivilcourage, Eigenständigkeit im Denken und Handeln - und um Mut.
Die Methode – Auseinandersetzung als Ziel
Alle Szenen, auch die allererste, welche die Aufführung eröffnet, sind improvisiert. Dadurch ist jederzeit alles offen: Gespielte Szenen können verworfen, verändert, weitergesponnen werden. Dies geschieht im Dialog mit den Jugendlichen im Publikum. Sie nehmen Einfluss auf das Spiel der Schauspieler, indem sie Handlungsverläufe entwerfen, Charaktere gemäss ihren Ideen definieren oder sogar selber eine Rolle übernehmen. So identifizieren sie sich mit den gezeigten Situationen und Figuren, hinterfragen deren Verhalten und ihre Handlungsmotive kritisch, diskutieren mögliche Lösungsansätze und reflektieren eigene und fremde Haltungen und Positionen.
Vorbereitung und Gestaltungsformen
Vor der Aufführung findet ein Vorbereitungsgespräch zwischen Vertretern der Schule und dem Moderator / der Moderatorin der Veranstaltung statt, um die Voraussetzungen und das Vorwissen der SchülerInnen zu klären und Form und Dauer der Aufführung festzulegen. Eine solche dauert üblicherweise ca. 2.5 Std. Denkbar sind jedoch auch ganztägige Veranstaltungen zum Thema oder die Kombination mit einem weiteren Themenmodul (Clash, Anders!). Zur Vorbereitung stellt das Theater act-back Unterrichtsbausteine zur Verfügung, welche vorhandenes Vorwissen aktivieren und die SchülerInnen über die wichtigsten historischen Ereignisse aufklären, damit sie die Theaterszenen einzuordnen vermögen.
Nach der Veranstaltung soll das Erlebte auf Klassenebene nochmals aufgegriffen werden. Das Theater act-back stellt dafür eine Mappe mit weiteren Unterrichtsbausteinen, Ideen und Methoden zur Vertiefung, einer Liste geeigneter Lehrmittel und Hinweisen auf weitere Angebote und Fachstellen zur Verfügung.
Mögliche Inhalte
In der interaktiven Aufführung geht es unter anderem um folgende Fragen:
Hinweis
Dieses Angebot ist eine Weiterentwicklung eines Projekts, das mit grossem Erfolg über fünfzig Mal an Deutschschweizer Schulen aufgeführt wurde. Dieses Vorgängerprojekt erhielt 2016 den Dr. Kurt Bigler-Preis für hervorragende pädagogische Projekte zum Thema Holocaust und Rassismus.
Rahmenbedingungen
Zielgruppe
7. - 10. Schuljahr, Mittelschulen, Berufsschulen der Deutschschweiz
Kosten
Nach Vereinbarung
Durchführungsort
Im Schulhaus (Singsaal, Aula …)
Benötigte Infrastruktur
Teilnehmerzahl
45 - 75 Personen
Dauer
Halbtag: 2.5 - max. 3 Std.
Ganztag: 5 - 6 Std.
Informationen als PDF